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Praxis

Was tun nach Zeckenstich?

PD Dr. Dieter Hassler

 

Ein paar grundsätzliche Bemerkungen zu Zecken:

 

  1. Zecken fallen nicht von Bäumen, sie sitzen in maximal 1 m Höhe im Gras oder auf anderen Pflanzen.
  2. Zecken können nicht riechen. Sie orientieren sich an Wärmestrahlung (Infrarot) und CO2, beides nehmen sie mit einem speziellen Sinnesorgan an den Vorderbeinen war.
  3. Lange Kleider oder Hüte schützen nicht. Die Zecke krabbelt meist von den Schuhen oder den Hosenbeinen aus nach oben und sucht oft stundenlang nach einem geeigneten Ort zum   Stich.
  4. Zecken beißen nicht, sie stechen. Zum Beißen braucht man Ober- und Unterkiefer, Zecken haben aber nur eine Art Saugapparat, das Hypostom.
  5. Zecken haben mehrere Entwicklungsstadien. Aus dem Ei schlüpft die 0,8 mm große Larve, diese braucht eine erste Blutmahlzeit (in der Regel auf Mäusen), bevor sie sich zur Nymphe    häutet. Die Nymphe ist etwa 1,5-2 mm groß. Sie saugt erneut Blut, bevor sie sich zum erwachsenen Zeckentier häuten kann. Erwachsene Zecken sind 2,5 (Männchen) bis 4,5 mm (Weibchen) groß.
  6. an Menschen werden zu 80% Nymphen gefunden. Da diese nur 1,5 mm groß sind, sind Pinzetten jeder Art ebenso wie Zeckenzangen zur Entfernung ungeeignet!
  7. Borrelien liegen im Mitteldarm der Zecke. Nach Beginn des Blutsaugens beginnen diese ihren Stoffwechsel zu aktivieren. Erst nach etwa 24 Stunden wandern sie aktiv in die Speicheldrüsen der Zecke ein. Erst dann wird sie normalerweise in die Stichwunde übertragen.
  8. Wird die Zecke (etwa durch eine Pinzette) gequetscht, kann der Erreger auch vorher in die Wunde gelangen. Entscheidend ist also: Zecke niemals quetschen.
  9. Öl oder Klebstoff sind verboten, da die Zecke dann vermehrt Sekrete in die Wunde abgibt.

 

 

Nach dem Zeckenstich:

  1. 1. Keine Panik! Auch unsere Vorfahren haben schon Zecken gehabt und dies auch überlebt!
  2. Nur 4% aller Zeckenstiche führen zu einer Infektion! Daher ist ein Zeckenstich kein Grund, prophylaktisch Antibiotika zu nehmen!
  3. Zecke baldmöglichst und vor allem richtig (ohne Quetschen) entfernen. Wenn dabei der Stechapparat (im Volksmund „Kopf“) in der Wunde verbleibt, macht das    gar nichts, denn dieser enthält keine Bakterien!
  4. Man kann die Zecke auf Borrelien untersuchen lassen. Dies kostet 25 Euro (das ist ein Selbstkostenpreis, da verdient keiner etwas) Ist sie negativ (wie in 85% aller Fälle), sind keine weiteren Maßnahmen nötig.
  5. Wie nach jedem Stich (etwa nach Mückenstichen) ist die Haut oft etwas gerötet. Dies ist völlig normal, wir nennen das primäre Stichreaktion. Diese klingt in wenigen Tagen ab.
  6. Zeichen einer zeckenübertragenen Infektion treten frühestens 7 Tage nach Stich auf. Niemand kann nach 24 Stunden schon Symptome haben.
  7. Eine Borreliose beginnt fast immer mit einer Wanderröte an der Stichstelle. Diese tritt frühestens nach sieben Tagen auf und ist dann schon mindestens 4 cm groß. Sie breitet sich langsam aus (etwa 3-5 mm/Tag). In seltenen Fällen beginnt die Infektion mit grippeartigen Symptomen und Muskelschmerzen zwischen dem 7. und dem 14. Tag. ►zum Arzt gehen!
  8. Eine FSME beginnt etwa zwischen Tag 6 und 10 mit hohem Fieber. Wenn eine solche Infektion stattgefunden hat, können wir praktisch nichts mehr tun – also vorher impfen lassen! ►Trotzdem zum Arzt gehen!
  9. Bluttests machen frühestens nach einigen Wochen Sinn. Sie sind in den ersten Wochen nicht ganz zuverlässig. Es ist in jedem Fall unsinnig, die Therapie eines Erythema migrans vom serologischen Status abhängig zu machen.
  10. Eine Borreliose im Frühstadium lässt sich mit Antibiotika in Tablettenform praktisch zu 100 % heilen. Es ist blanker Unsinn, dass Borreliose unheilbar wäre.
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  12. Denken Sie bitte daran: Vor der FSME schützt nur eine vorbeugende, also rechtzeitige Impfung. Diese ist sehr gut verträglich und wird von den Kassen übernommen. Also vorher impfen, nicht hinterher jammern!