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Praxis

Landesarbeitsgruppe Borreliose und FSME

Baden-Württemberg e.V. c/o Landesgesundheitsamt, Wiederholdstraße 15, 70174 Stuttgart

 

Merkblatt 1 / Stand 1/05

 

Wie kann das Borreliose-Risiko nach Zeckenstich gesenkt werden?

 

Frischgeschlüpfte Zeckenlarven sind nur zu etwa 1% Träger von Borrelien, die sie transovariell erhalten haben (Magnarelli 1987, Lane 1987, Telford 1988, Matuschka 1992). Überwiegend nehmen die hauptsächlich an Kleinsäugern (Nagern) saugenden Larven bei ihrer ersten Blutmahlzeit den Erreger auf. Sie sind danach schon in deutlich höherem Prozentsatz infiziert. Durch die nächste Blutmahlzeit (als Nymphe nach der Häutung) steigt die Borreliendurchseuchung weiter an, um schließlich bei den adulten Zecken Werte von bis zu 50% zu erreichen (siehe auch Matuschka 1992).

Die Dauer des Saugaktes ist nach tierexperimentellen Untersuchungen von entscheidender Bedeutung (Piesmann 1987+91, Ginsberg 1993). Es konnte festgestellt werden, daß innerhalb der ersten zwölf Stunden fast keine Übertragung des Erregers stattfindet. Die Übertragungsrate nach mehr als 24 Stunden beträgt etwa 30%, nach 48-72 Stunden fast 100%. Dies bedeutet, daß nach einem Stich die Zecke möglichst schnell entfernt werden sollte.

Borrelien liegen im Mitteldarm der Zecke. Wenn die Zecke mit ihrer Blutmahlzeit begonnen hat, erhalten die Borrelien Nährstoffe und beginnen ihren Stoffwechsel zu steigern. Nach etwa 24 Stunden wandern sie dann aktiv aus dem Mitteldarm in die Speicheldrüsen der Zecke ein. Dann können sie mit dem Speichel in die Wunde abgegeben werden. Normalerweise findet also erst nach mehr als 24 Stunden die Übertragung statt. Dies ist natürlich ganz anders, wenn die Zecke beim Versuch der Entfernung gequetscht wird. In diesem Fall wird der Erreger oft ungewollt wie mit einer Injektionsspritze übertragen. Dies ist nach heutiger Meinung der Hauptgrund für die hohen Erkrankungszahlen beim Menschen.

 

Daher gilt:

1.      Zecke baldmöglichst entfernen!

2.      Zecke niemals quetschen!

 

Pinzetten und „Zeckenzangen“ sind in der Regel zu grob, um die Zecke ausschließlich im Kopfbereich fassen zu können, so daß fast zwangsläufig Druck auf den Zeckenkörper ausgeübt wird. Besonders die kleinen Larven und Nymphen können nur mit einem Skalpell oder einer extrem feinen Pinzette fachgerecht entfernt werden. Keine Öle oder Klebstoffe verwenden, da diese die Zecken veranlassen, Sekrete abzugeben.

Grundsätzlich ist zu beachten:

Wenn nach Zeckenstich eine Hautrötung von mehr als 5cm Durchmesser erscheint oder grippeartige Allgemeinsymptome auftreten, Arzt konsultieren, sechs Wochen bis drei Monate nach Stich serologische Kontrolle!

Ausgewählte Literatur:

 

Ginsberg HS:
Transmission risk of Lyme disease and implications for tick management.
Am. J. Epidemiol. 138(1) (1993) 65-73

Lane RS, Burgdorfer W:
Transovarial and transstadial passage of Borrelia burgdorferi in the western black-legged tick, Ixodes paci­ficus (Acari: Ixodidae).
Am. J. Trop. Med. Hyg. 37(1) (1987) 188-92

Magid D, Schwartz B, Craft J, Schwartz JS:
Prevention of Lyme disease after tick bites. A cost-effectiveness analysis.
N. Engl. J. Med. 327(8) (1992) 534-41

Magnarelli LA, Anderson JF, Fish D:
Transovarial transmission of Borrelia burgdorferi in Ixodes dammini (Acari:Ixodidae).
J. Infect. Dis. 156(1) (1987) 234-6

Magnarelli LA, Anderson JF:
Ticks and biting insects infected with the etiological agent of Lyme Disease, Borrelia burgdorferi.
J. Clin. Microbiol. 26 (1988) 1482-1486

Maiwald, M., T.N. Petney, M. Brückner, C. Krämer, B. Röhler, E. Beichel, D. Hassler:
Untersuchungen zur natürlichen Epidemiologie der Lyme-Borreliose anläßlich des gehäuften Auftretens von Erkrankungen in einem Vorort einer nordbadischen Gemeinde
Gesundheitswesen 57 (1995b) 419-25

Matuschka FR, Fischer P, Heiler M, Blumcke S, Spielman A:
Stage-associated risk of transmission of the Lyme disease spirochete by European Ixodes ticks.
Parasitol. Res. 78(8) (1992) 695-8

Piesman J, Maupin GO, Campos EG, Happ CM:
Duration of adult female Ixodes dammini attachment and transmission of Borrelia burgdorferi, with description of a needle aspiration isolation method.
J. Infect. Dis. 163(4) (1991) 895-7

Piesman J:
Dynamics of Borrelia burgdorferi transmission by nymphal Ixodes dammini ticks.
J. Infect. Dis. 167(5) (1993) 1082-5